Monatslosung für März 2023:

Was kann uns scheiden von der Liebe Christi?
Römer 8, 35 (E)

Andacht für Dezember / Januar

„Es geht um die Kinder!“ Das hört man hin und wieder und an den außergewöhnlichsten Orten, um die außergewöhnlichsten Dinge zu begründen. Dieses oder jenes müsse unbedingt getan werden, um den Kindern die besten Zukunftschancen zu ermöglichen, das Land am besten zu rüsten für die folgenden Generationen, die Erde so zu hinterlassen, dass auch unsere Kinder und Enkel noch gut auf ihr leben können – und von ihr.

Meist ist das ein starkes Argument, dem schwer zu widersprechen ist. Wer sollte schon was gegen die Zukunft der Kinder sagen? Bleibt nur zu hoffen, dass dann auch immer wirklich das Wohl der Kinder im Blick ist und sich nicht ein eigenes Interesse dahinter versteckt.

Wer dort arbeitet, wo es wirklich um Kinder geht und darum, ihnen möglichst gute Voraussetzungen für ihr Leben zu schaffen, hat manchmal einen anderen Eindruck; in der Kita z.B. oder in der Schule, wo chronischer Sanierungsstau herrscht und Personalnot in beiden Feldern – und politische Bedingungen, die nicht immer dazu beitragen, diese Not zu lindern.

Ob es wirklich immer um die Kinder geht, wenn sie ins Feld geführt werden, darf bezweifelt werden. Wie so vieles, das Menschen sagen, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen.

Neben der Hochschätzung für Kinder gibt es auch eine gesellschaftlich anerkannte Geringschätzung für Kinder. Es ist ja Konsens, dass es haufenweise Situationen gibt, in denen man nicht so kindisch sein sollte. Oder endlich erwachsen werden (egal, in welchem Alter).

Obwohl wir angeblich so viel tun, um die Zukunft der Kinder zu sichern, sehen wir erstaunlich wenig darauf, was sie schon jetzt können.

Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein. Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie.
[Jesaja 11,6 (E)]

Diese Vision steht als Monatsspruch in diesem Jahr über dem Dezember. Wie passend, denn Weihnachten kommt auf uns zu. Und zumindest die vorhergehenden Verse vom Spross aus dem Stamm Isais, auf dem der Geist des Herrn ruht, werden wir in dem einen oder anderen Gottesdienst hören. Aber diese Vision vom absurden Frieden finden wir direkt danach, finden wir nach Worten über das Gericht über die Ungerechten. Ein absurdes Bild vom Frieden. Der Wolf lässt sich schützen durch das Lamm, ein Panther friedlich beim Böcklein. Später kommt noch ein Löwe dazu, der Stroh frisst. Ein absurdes Bild, so als hätte es ein Kind gemalt.

Und ein kleiner Junge leitet sie, diese absurd friedlichen Tiere.

Natürlich hat das Bild kein Kind gemalt, sondern Gott. Und er hat es auch nicht als die Abenteuer eines mutigen Jungen für ein Kinderbuch konzipiert, sondern als seine Vision unserer Zukunft. Die Tiere sind wir – jedenfalls die Raubtiere. Das lässt sich leicht bestätigen mit einem Blick in die Nachrichten und auch an den Nachrichten vorbei in die Teile der Welt, die es nicht in die Nachrichten schaffen. Wir sind die Tiere, ein kleiner Junge soll uns zähmen.

Wer auch sonst? Dass wir uns so bereitwillig überzeugen lassen, wenn das Argument heißt, es gehe um die Kinder, liegt daran, dass die allermeisten Menschen durchaus zu Mitgefühl fähig sind und dazu, zu spüren, wann ein Mensch auf Hilfe und auf andere Menschen angewiesen ist. Das muss in uns immer mal wieder geweckt werden. Kinder können das. Kinder können der Grund für absurden Frieden sein, können uns in ihn leiten. Gott setzt also ein Kind in seine Vision vom absurden Frieden, von dem er uns überzeugen will. Aber Gott setzt nicht Kinder als Verhandlungsmasse ein, um seine Interessen durchzusetzen. Er setzt sich ein, voll und ganz, als Kind, um bei uns überhaupt Gehör zu finden. Es wird Weihnachten. Lassen wir uns von diesem Kind leiten wie strohfressende Löwen.

Pfr. Marcel Borchers

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